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Die Macherin dahinter
Corinna Fröschke 12. Mai 2022 Digitalisierung, Innovation, Startups
Es ist der Wahnsinn, wie schnell Nicola Büsse (34) denkt und spricht: Gefühlt liegt ihr WpM bei 1000. 1000 Worte pro Minute, und tatsächlich hat sie etwas zu sagen. «Liebe Firmen! Gebt euren Mitarbeitenden ein Mobilitätsbudget und nicht länger Verkehrsmittel. Lasst sie selbst entscheiden, wie sie ihren Arbeitsweg zurücklegen und ihr Budget einsetzen wollen.» Exakt das ist die Geschäftsidee der Firma Mobiko in München, deren Mitgründerin Nicola ist.

Kein bisschen leise | Wirbelwind mit Wirkungskraft

«Ich habe schon immer gern und viel geredet», lacht Nicola. «Als mich mein Vater in den Kindergarten fuhr, wünschte er sich eine Trennscheibe wie im Taxi. Einfach damit mal Ruhe ist.» Ruhig kann diese Frau bis heute nicht. Als Co-Founder/ COO bei Mobiko trägt sie Verantwortung in geschäftsleitender Funktion und lernt gerade zu delegieren. Wieder ein Lachen. «Nicht meine Stärke», sagt sie. «Ich liebe es, Dinge selbst zu machen und umzusetzen, aber ich muss umdenken und weniger operativ unterwegs sein.»

«Sind Dienstwagen und ÖV-Tickets noch zeitgemäss oder wird ein individuell einsetzbares, digitales Mobilitätsbudget heutigen Bedürfnissen besser gerecht?»

Nachhaltige Mobilitätskonzepte

Welchen Trend verfolgt Mobilität? Das ist worum sich Mobiko Gedanken macht: Wie und womit sind Menschen auf ihrem Arbeitsweg und in der Freizeit unterwegs? Können wir ihnen mehr Flexibilität ermöglichen? Sind Dienstwagen und ÖV-Tickets noch zeitgemäss oder wird ein individuell einsetzbares, digitales Mobilitätsbudget heutigen Bedürfnissen besser gerecht?

«Als wir Mobiko Anfang 2018 gründeten, waren wir unserer Zeit voraus. In der Politik hat der Druck gefehlt, sich mit einer Mobilitätswende zu beschäftigen. Ergo war das auch für Arbeitgeber kaum ein Thema», sagt Nicola. «Aber jetzt im Rahmen der Klimaziele ändert sich das zwangsweise. Wie kommen Arbeitnehmende flexibel und möglichst klimaneutral von A nach B? Die Mobilität heute bietet viel Potenzial, aber es wird nur ein Bruchteil davon genutzt.»

Mobilität, Motorräder, Maschinenbau und mehr

Mobilität ist ein roter Faden durch Nicolas Leben: einer, über den sie sich definiert und ausdrückt. Als Kind stöbert sie mit ihrem Vater über Motorradmessen und klar, heute besitzt sie den entsprechenden Führerschein dazu. Ihr erstes Auto ist ein BMW Mini. «Ein kleines, durchsetzungsstarkes Fahrzeug», witzelt sie. «Passt wunderbar zu mir.» Nicola fährt ihn, während sie in ihrer Heimatstadt München BWL mit Maschinenbau studiert. Danach steigt sie mit Mitte 20 bei einem Automobilzulieferer in Stuttgart ein, in die Unternehmensstrategie. Sie arbeitet mit Startups, rutscht in Investmentkreise und beschäftigt sich mit Corporate Venture Capital Fonds. «Ich habe für diese Themen gebrannt, mich aber an der Seitenlinie gefühlt. Also, musste was Anderes her und das fand ich 2017 bei Audi Business Innovation.»

Raus aus den Konzernstrukturen, rein ins Gestalten.

Gemeinsam mit ihrem Team tüftelt Nicola an digitalen Geschäftsmodellen für den Mutterkonzern und stolpert zwei Monate später über die Idee zu Mobiko. «Ich war von Anfang an Feuer und Flamme und habe in dem Projekt gelernt, mich selbst zu verwirklichen. Ihr Chef unterstützt sie als Coach in ihrer Weiterentwicklung und im Februar 2018 ist es soweit: Mobiko gründet sich eigenständig aus. «Das war und ist die ultimative Challenge», schwärmt Nicola. «Raus aus den Konzernstrukturen und rein ins Gestalten. Wir als kleines Team hatten seit der Pilotphase alle dieselbe Mission: «Wir bauen diese Firma gemeinsam auf – ein unheimlich kraftvoller Spirit. Endlich konnten wir Probleme selbst auflösen, weil wir unsere eigenen Chefs waren. Früher mussten wir warten, bis andere entscheiden.»

«Raus aus den Konzernstrukturen und rein ins Gestalten: die ultimative Challenge! Wir bauen diese Firma gemeinsam auf – ein kraftvoller Spirit.»

«Risiken schränken mich nicht ein.»

Druck empfindet Nicola bis heute nicht und man nimmt ihr die Aussage ab. Sie ist in dieses Abenteuer einer eigenen Unternehmung hineingewachsen. Sie kennt die Firma, sie kennt den Markt, sie hat den Überblick und fokussiert auf die Ziele, die Mobiko erreichen muss. Sie war stets im Bereich Automotive unterwegs, sie weiss sich in der durch Männer geprägten Branche zu behaupten. «Ich denke immer in Möglichkeiten», betont sie. «Risiken belasten mich wenig und schränken mich nicht ein. Wir sind heute knapp 25 Leute bei Mobiko, wachsen monatlich um 1-2 Mitarbeitende. Unser Miteinander fusst auf einer offenen Feedbackkultur. Probleme werden klar, schnell, transparent formuliert. Das muss man lernen, auch den Umgang mit sehr direkten Worten – aber nur so kommen wir voran.»

Partner wie Baloise sind Gold wert.

«Wir profitieren vom grossen Know-how des Mobility Teams bei Baloise und bekommen neutrale Ratschläge, wenn wir vor Herausforderungen stehen. Zudem wächst unser Netzwerk. Es ist auffällig, wie viele neue Kontakte wir knüpfen konnten, seit wir Baloise als Investor an Bord haben. Solche Zusammenarbeit wirkt wie ein Qualitätsstempel.»

Mobilität und Nachhaltigkeit | Von Wachstum und neuen Partnern

Inzwischen melden sich bei Mobiko nicht mehr nur kleine Firmen, sondern auch grosse Konzerne. «Die Arbeitgeber verstehen allmählich, dass sie ihre Mobilitätskonzepte angehen müssen und dass Nachhaltigkeit ein Zugpferd im umkämpften Arbeitsmarkt ist. «Auch Investoren werden auf uns aufmerksam», erzählt Nicola weiter. "Wenn wir 2018 unserer Zeit voraus waren, möchte ich behaupten, sind wir heute angekommen.»

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