Schubladendenken
Ja, wir alle haben diese Vorurteile. Dieses «Schubladendenken» hilft uns im täglichen Leben, um schnelle Entscheidungen treffen zu können. Diese Automatik unseres Gehirns ist notwendig, um dem wachsenden Workload, der Reizüberflutung unserer Umwelt und den immer höher werdenden Anforderungen standzuhalten. Wir suchen kontinuierlich nach Mustern in Menschen und kategorisieren sie dabei. Die Vorlieben und Abneigungen, die wir dabei entwickeln, sind Vorurteile.
«Wie finde ich heraus, welche Unconscious Biases ich habe?»
Es gibt keine 0815-Lösung. Ein erster Schritt ist jedoch bereits getan, wenn du dich mit deiner eigenen Einschätzung auseinandersetzt:
- Identifiziere Situationen, in denen du automatisiert handelst
- Hinterfrage dein Bauchgefühl.
- Hinterlege deine Entscheidung mit Fakten
- Frage nach Feedback und anderen Einschätzungen
Wer noch genauer hinschauen möchte, kann den «Implicit Association Test» (IAT) der Harvard University machen. Der Test ist wissenschaftlich fundiert und dient in erster Linie, unbewusste Vorurteile sichtbar und damit veränderbar zu machen – was mitunter zu überraschenden Erkenntnissen führt.
«OK, und was mache ich jetzt?»
Astrid Blunschi Balmer, Expertin für Führungsentwicklung bei der Baloise, beschäftigt sich stark mit dem Thema. Sie ist überzeugt, dass das Erkennen und Ergreifen von Massnahmen gegen unsere Vorurteile, Teil der kontinuierlichen Selbstfindung und persönlichen Weiterentwicklung ist. «Unbewusste Vorurteile basieren unter anderem auf Sozialisierung (oder Erziehung), Erfahrungen, kulturellen Einflüssen und Medienkonsum. Das klassische Beispiel: Schon im Kindergarten werden mit typischen Frauenberufen und typischen Männerberufen Geschlechterstereotype definiert. Oder: die eigenen Eltern und Grosseltern hatten eine traditionelle Rollenteilung, in der der Vater arbeitete und die Mutter für die Familie sorgte. Das beeinflusst unsere Annahmen zu Geschlechterstereotypen, weil wir das über viele Jahre so vorgelebt bekamen.»
Hinterfrage deine Denkmuster von Zeit zu Zeit – gerade auch im beruflichen Umfeld, z.B. bei Rekrutierungsentscheidungen, Laufbahnplanung, in Sitzungen etc. - und lerne deine Stereotypen-Schubladen kennen. So überwindest du Denkmuster und kannst Urteile auch objektiver fällen.