Aufgrund ihrer grossen Ladefläche werden Wohnmobile oft nachlässig befrachtet. Dies kann auf der Strasse zu risikoreichen Situationen führen. Anlässlich des Baloise Crashtests wurden Wohnmobile an ihre Grenzen gebracht, um die unmittelbare Veränderung der Wirkungskräfte bei falscher Beladung zu veranschaulichen. In den Fahrversuchen wurden Differenzen im Fahrverhalten zwischen einem Personenwagen und zwei Wohnmobilen, welche sich hinsichtlich des Modells, der technischen Ausstattung und des Alters unterscheiden, sichtbar gemacht.
Im ersten Szenario wurden durch eine Vollbremsung die Bremswege auf Asphalt und einem Gleitbelag verglichen. «Es war sehr schnell ersichtlich, dass Defizite im Bereich Reifen und Bremsanlage unter anderem aufgrund von Alter, Qualität und Wartungszustand auch zu einem längeren Bremsweg führen können. Die Masse hat bei adäquater Bremsanlage keinen direkten Einfluss auf die Länge des Anhaltewegs», kommentierte Daniel Junker, Leiter Fahrzeugexperten bei Baloise den Bremstest.
Anschliessend wurden die drei Fahrzeuge einem sogenannten Elchtest unterzogen. Dies ist ein Fahrmanöver mit doppeltem Spurwechsel, welches das Ausweichen eines plötzlich auftretenden Hindernisses simuliert. «Wir sahen, dass die Reisemobile viel mehr ins Wanken geraten als der Personenwagen. Mit steigender Geschwindigkeit können sie sich auch nicht mehr in der vorgegebenen Spur halten und im schlimmsten Fall sogar kippen», führte Daniel Junker fort.
Im darauffolgenden Interview berichtete Albin Hugentobler von der Kantonspolizei Basel-Stadt aus der gelebten Unfallpraxis: «Wir stellen in den vergangenen Jahren eine Erhöhung der Immatrikulationszahlen fest. Viele Lenker sind sich die Dimensionen und das Gewicht der Fahrzeuge nicht gewohnt. Umso wichtiger ist es, sich vorgängig mit dem Wohnmobil vertraut zu machen und genügend Zeit für die eigentliche Fahrt einzurechnen. So ist die Reise entspannter und die Sicherheit kann massgebend erhöht werden. Denn insbesondere Übermüdung, fehlende Ladungssicherung und Überladung sind bei Reisemobilien grosse Risikofaktoren.»
Mirjam Affolter von der Wohnmobil-Verleihplattform «MyCamper» ergänzte: «Unsere MyCamper Vermieterinnen und Vermieter geben den Mieterinnen und Mieter eine ausführliche Einführung in den Camper. Nebst Handhabung und Zubehör gehören dazu auch Hinweise zur korrekten Beladung. Dank einer sorgfältigen Übergabe können Schäden niedrig gehalten und Unfälle vermieden werden.»
Im darauffolgenden Crashtest wurde das Verhalten eines Reisemobils bei einem Unfall getestet. Dafür wurde eine gängige Alltagssituation nachgestellt: Der Beifahrerdummy hatte die Füsse auf dem Armaturenbrett, lose Gegenstände waren im Reisemobil verteilt und ein Dummy sowie ein Dummyhund befanden sich ungesichert auf der Polstergruppe. Auf dem Dach des Reisemobils war ein Surfbrett befestigt und auf dem Heck waren E-Bikes montiert. Das Reisemobil rammte mit 60km/h einen stehenden LKW. «Es war ein Bild der Verwüstung. Die losen Gegenstände erwiesen sich als Projektile innerhalb des Reisemobils, die ungesicherten Passagiere sowie der Beifahrer hätten den Unfall nur mit schweren Verletzungen überlebt. Das Surfbrett flog geradeaus weg und stellte wiederum eine erhebliche Gefahr für den gesamten Strassenverkehr dar», kommentierte Heinz Reber von der DTC AG das Unfallgeschehen.
Abschliessend fasste Daniel Junker von Baloise den Crashtest wie folgt zusammen: «Der diesjährige Baloise Crashtest hat eindrücklich gezeigt, wie schnell unüberlegtes Beladen zu dramatischen Verkehrsunfällen führen kann. Umso wichtiger ist die Sensibilisierung der Lenker, die Ladung korrekt zu sichern und die Belastungsgrenze nicht zu überschreiten. Zudem sollte ein Reisemobil vor jeder Reise geprüft werden und sich technisch in einwandfreiem Zustand befinden.»