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Peter wird die Schweiz verändern
Blog Peter wird die Schweiz verändern
Kim Berrendorf 3. Juli 2019
"Verändere die Schweiz!" – so heisst die Kampagne der Onlineplattform engage.ch, die wir aktiv als Teil unseres Engagements für die politische Bildung von Jugendlichen unterstützen. Engage.ch bietet Jugendlichen die Möglichkeit ihre Anliegen und Ideen über ein Onlineportal einzugeben und so in einem Prozess mit Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in die Tat umzusetzen. Peter Boder, aktuell noch WMS-Praktikant im Customer Management, hat ein solches Anliegen. Und ist damit schon weit gekommen.

Zugang zur Universität mit Berufsmaturität

Peters Idee basiert auf seiner eigenen Erfahrung: Er hat seine Berufsmatura im Bereich Wirtschaft abgeschlossen und ist nun Feuer und Flamme für ein Jus Studium an einer Universität. Daraus wird jetzt aber leider noch nichts. Peter hat kein Gymnasium besucht. Er muss zunächst ein Jahr lang eine Passerelle machen und den Stoff, den er in der Wirtschaftsmittelschule nicht hatte, nachzuholen, um auf "Gym-Niveau" zu kommen.

Das hört sich zunächst vielleicht plausibel an. Allerdings hat Peter als motivierter Berufsmaturand einen zweijährigen schulischen Vorsprung in relevanten Fächern wie zum Beispiel Recht, muss aber trotzdem Fächer wie Biologie und Chemie auf Gymnasium-Niveau aufholen, um Jus studieren zu dürfen. Das ist sehr anspruchsvoll und der Sinn hinter dem Aufholen von anspruchsvollem Stoff, der für das Studium danach keine Relevanz hat, ist fraglich. Da passt irgendetwas nicht.

Es gibt natürlich auch kritische Stimmen zu Peters Idee. Das Argument: Ein breiteres Wissen für ein Universitätsstudium ist unabdingbar. Jedoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel einen gewissen Mindestnotenschnitt, die wirklich motivierten Berufsmaturenden ein direktes Studium an der Universität ermöglichen, ohne eine Flut an Berufsmaturanden an den Unis in der Schweiz auszulösen. Peter ist sich bewusst, dass sein Vorschlag nicht für alle gleichermassen gelten kann:

«In gewissen Bereichen erscheint mir der Weg mit der Passerelle äusserst sinnvoll. Beispielsweise hat ein Kaufmann so die Möglichkeit doch noch Arzt zu werden. Doch warum soll jemand der sich in seinem Bereich weiterbilden will den Umweg über eine Passerelle machen?»

Vorteil: Moderne Bildungswege

Seine eigene Situation wird Peter nicht mehr ändern können. Das ist ihm bewusst. Doch er möchte sein Anliegen, welches von der Nationalrätin Nadine Masshardt (SP) aufgenommen wurde, trotzdem voran bringen und etwas verändern. Für die nächsten motivierten Berufsmaturanden/-innen. Für mehr Chancengleichheit. Doch nicht nur die Leidtragenden hätten etwas davon.

Peter Boder und Nadine Masshardt

Peters Anliegen könnte genau die Eier-legenden-Wollmilchsäue hervorbringen, die der Arbeitsmarkt immer sucht: Peter ist im Bereich Recht vorgeschult, hat ein WMS-Praktikum, also erste Berufserfahrung, absolviert. Er könnte dann direkt ein Studium an der Uni erfolgreich abschliessen und neben diesem Studium noch als Werkstudent weitere Berufserfahrung sammeln. Er stünde dem Arbeitsmarkt als top ausgebildete Fachkraft ein Jahr früher zur Verfügung. Das hört sich doch gar nicht schlecht an. Das hat sich auch die Politik gedacht und das Anliegen von Peter als eine von 15 Gewinner-Ideen der Kampagne "Verändere die Schweiz!" 2019 ausgewählt.

Mit Unterstützung auf den Weg gebracht

Nach der Einreichung seiner Idee hatte Peter die Möglichkeit sie vor einem Publikum zu pitchen und sie anschliessend mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu diskutieren und zu schärfen. Sein grösstes Aha-Erlebnis dabei? Firmen war der Umweg von Berufsmaturanden über die Passerelle gar nicht bekannt.

Nachdem der Zuspruch für seine Idee in den unterschiedlichen Bereichen enorm gross war und die Nationalrätin Nadine Masshardt  sich seinem Anliegen angenommen hat, wollte Peter auch intern für sein Anliegen werben und weitere Unterstützung finden. Mit Erfolg.

Ob Nachwuchsentwicklung, Personalabteilung oder Public Affairs – alle stehen hinter Peter und seiner Idee. Nun liegt der Ball bei den Politikern. 

Eigentlich liegt es bei den Kantonen, den Zugang zu den Universitäten zu regeln. Nach einem sehr produktiven Treffen mit Nationalrätin Nadine Masshardt  wird nun aber zuerst der Weg über den Bund bestritten und ein Postulat ausgearbeitet, welches eingereicht wird. Der Bundesrat wird dann in Zusammenarbeit mit den Kantonen ausarbeiten, wie die Durchlässigkeit in diesem Bereich des Bildungssystems gestärkt werden kann. Wenn daraus eine positive Rückmeldung resultiert, wird durch Frau Masshardt eine Motion eingebracht. Es ist also noch einiges zu tun aber Peter hat die Idee ins Rollen gebracht und sein Anliegen ist auf dem richtigen Weg.

Auch Peter hat seinen Weg gefunden. Er hat das Zeugnis für seine Berufsmatura erhalten und nach seinem WMS-Praktikum im Customer Management wird er ab August die Passerelle machen und der Baloise gleichzeitig als Werkstudent im Kundenservice Schaden erhalten bleiben. So motiviert wie er ist, wird er die Passerelle mit Bravur schaffen. Danach erfüllt er sich seinen Wunsch eines Jus Studiums an einer Universität seiner Wahl. 

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