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Wie funktioniert das Nichtlebengeschäft einer Versicherung?
Blog Wie funktioniert das Nichtlebengeschäft einer Versicherung?
Erik 29. Januar 2019 Versicherungs-ABC
Wie funktioniert das Nichtlebengeschäft einer Versicherung? Wie wird die Kapitalisierung in Jahren mit hohen Schadenfällen sichergestellt?

Wie funktioniert das Nichtlebengeschäft einer Versicherung?

Das Nichtlebengeschäft umfasst im wesentlichen Versicherungen im Sach- und Haftpflichtbereich, also zum Beispiel Motorfahrzeug- oder Hausratversicherungen. Die Profitabilität dieses Geschäfts besteht aus zwei Teilen, dem technischen Teil und dem Ergebnis aus Kapitalanlagen. Anhand der Tourenkarte (siehe unten) soll die Profitabilität illustriert werden. Der Kunde zahlt jährlich eine Prämie (B1), im obigen Beispiel sind es 100.–. Im Schadenfall deckt die Versicherung bereits entstandene Kosten von 40.– (B2) mit einem Teil der verdienten Prämie. Weil der Schaden damit aber noch nicht abschliessend erledigt ist, werden für zukünftige Versicherungsleistungen mit weiteren 30.– der verdienten Prämie Schadenrückstellungen in der Höhe von 200.– gebildet (B3) und in renditebringenden Kapitalanlagen angelegt (B4 / C4). ­Betrachtet man einen typischen Allbranchenversicherer, dann sind die bilanzierten Rückstellungen je nach Branche zunächst natürlich unterschiedlich hoch. Im Total erhält man aber – wie z. B. bei Baloise – Gesamtrückstellungen, die in etwa doppelt so hoch wie die jährlichen Prämieneinnahmen sind, in diesem Beispiel also 200.– (B3). Von den übriggebliebenen 30.– der verdienten Prämie dienen 25.– (C2) zur Deckung der Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb wie z. B. Personal- und Schadenbearbeitungskosten. Die restlichen 5.– entsprechen dem technischen Ergebnis, sind also der Bruttogewinn aus der eingenommenen Prämie (C2 / D2). Je besser die Kosten­optimierung und die Risiken im Kundenbestand, desto höher ist am Schluss dieser Betrag respektive das technische Ergebnis.

Gemessen wird die technische Profitabilität mit der so genannten Schaden-Kosten-Quote, einer der wichtigsten Kenngrössen im Versicherungsgeschäft. Sie ist eine relative Zahl und gibt an, in welchem Verhältnis die Kosten der Versicherung zu den Prämieneinnahmen stehen. Bei einem Wert von unter 100 % macht die Versicherung einen technischen Gewinn. Im obigen Beispiel beträgt die Schaden-Kosten-Quote 95 % (D1 /D2) und das versicherungstechnische Ergebnis ist daher ­positiv.

«Schaden-Kosten-Quote»

Auch Schaden-Kostensatz oder Combined Ratio genannt. Ist eine Kennzahl aus dem Nichtlebenversicherungsgeschäft, die den Schadenaufwand (Schadensatz), die Kosten, den Kostensatz und die Gewinnbeteiligungen (Gewinnbeteiligungssatz) im Verhältnis zu den Prämien ausdrückt. Diese Kennzahl wird zur Beurteilung der Rentabilität des Nichtlebengeschäfts verwendet.

Wie wird die Kapitalisierung in Jahren mit hohen Schadenfällen sichergestellt?

In Jahren mit hohen Katastrophenschäden kann die Schaden-Kosten-Quote weit über 100 % liegen, das heisst die Schaden­zahlungen und die Verwaltungskosten übersteigen die Prämien­einnahmen. Damit in solchen Jahren trotzdem genug Kapital zur Bezahlung der Versicherungsleistungen zur Verfügung steht, wird zur Zeichnung von Nichtlebengeschäft Eigenkapital benö­tigt. Die Kapitalanforderung hängt von risiko- und geschäftsspezi­fischen Faktoren sowie von aufsichtsrechtlichen Vorgaben ab. In diesem Fall sind das 80.– (C3). Die Anlagerendite (C4) aus dem von den Aktionären zur Verfügung gestellten Eigenkapital (C3) und aus den technischen Rückstellungen ergibt das ­Ergebnis aus Kapitalanlagen (C4). Mit den Gewinnen aus Kapitalanlagen und dem technischen Ergebnis müssen die Steuern und die Kapitalkosten respektive der Renditeanspruch der Aktionäre abgedeckt werden (D3 / D4).

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