Not macht erfinderisch! Ob es sich um das Schneiden von Brot oder die Entstehung von Plastik dreht: Am Anfang einer Erfindung standen immer ein Problem und das Bedürfnis nach einer Lösung. Wichtig zu erwähnen: Für wirklich erfolgreiche Unternehmen war es hiermit nicht getan. Entsprechend sich verändernder Kundenbedürfnisse gab es plötzlich Gluten-freie Laibe und recyclebare Verpackung; und eben hierin liegt der Wert, kontinuierlich bei Kund:innen nachzufragen, was sie wollen. Ja, diese Recherchen und Auswertungen beanspruchen Zeit und deshalb ist es nachvollziehbar, wenn Firmen vermehrt auf KI setzen. Es geht schneller und kostet weniger! Aber Vorsicht: Mir drängt sich in diesem Zusammenhang der Eindruck auf, dass ausser Acht gelassen wird, wie mächtig und dabei unvollkommen KI ist: Sie könnte euer Kundenversprechen komplett zunichte machen.
Nehmen wir Online-Tools, die Übersetzungsservices anbieten: Wohl eine der grössten Errungenschaften unserer Zeit, wenn wir über Machine Learning und natürliche Sprachverarbeitung (NLP) reden. Unternehmen, die heutzutage notwendige Übersetzungen von echten Menschen anfertigen lassen, stehen vor der Wahl, diese Menschen künftig durch Software zu ersetzen. Es ist sicher nicht weit hergeholt, sich in ein paar Jahren eine Welt vorzustellen, in der unsere Gehirne über Chip-Implantate verfügen, die automatisch jede Fremdsprache für uns übersetzen.
Doch passt eine KI-Übersetzung für jeden Bedarf? Geht es manchmal nicht um pointierte, gestochene Sprache? Um Wortspiele und Redewendungen, um Kreativität und einzigartige, tiefgründige Gedanken? Es hat auch weiterhin einen Wert, gezielt auf Kundenbedürfnisse zu hören und KI nicht gedankenlos als Massenware zu nutzen.
Alice Repetti, Senior Ecosystem Developer Baloise
Um nicht Gefahr zu laufen, dass ihr entweder hinter den Entwicklungen unserer Zeit zurückbleibt oder euch in den Möglichkeiten verliert, die Künstliche Intelligenz euch präsentiert, müsst ihr als Start-up weiterhin nah am Kunden sein. Hinterfragt euer Kerngeschäft regelmässig, aber sinnvoll. Klar ist: Wir sind in einer Übergangsphase. Wir lernen gerade zu verstehen, was KI wirklich kann. Die Risiken, die sich damit verbinden, erscheinen mitunter bedrohlich. Es ist möglich, dass euch Künstliche Intelligenz einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann, aber besser ihr begleitet diesen Prozess menschlich - mit Sinn und Verstand.
Wie Jeff Lawson, Mitbegründer und CEO von Twilio, und Scott Farquhar, Mitbegründer und CEO von Atlassian, auf dem jüngsten Brainstorm Tech Event von Fortune sagten, als sie darüber sprachen, wie sie frühere Abschwünge und Übergänge überstanden haben: 'Folge deinem Kunden ... auch wenn es mitunter schwer fällt, sich stets daran zu erinnern, dass deine Kunden im Mittelpunkt von allem stehen, was du tust."
«Es hat auch weiterhin einen Wert, gezielt auf Kundenbedürfnisse zu hören und Künstliche Intelligenz nicht gedankenlos als Massenware zu nutzen.»
- Versteht Kundenbedürfnisse nicht als statische Wünsche: Trainiert beständig und aktiv eure Vorstellungskraft: Wie wird die Zukunft aussehen und wie wird eure Geschäftsidee zu einem «new normal» passen? Gerade in einer Welt, die zunehmend von KI dominiert wird, während wir deren Potenzial noch nicht begreifen. «Future Foresight» (Zukunftsforschung) ist nur eine Methodik, die euch hilft, das Heute zu verstehen und so die richtigen Entscheidungen für morgen zu treffen.
- Konzentriert und besinnt euch auf euer «Killer-Feature». Was hebt euch von anderen ab und macht euch einzigartig? Seid jedoch ebenso bereit, euch von diesem Feature zu trennen, wenn Veränderungen oder neue Technologien es erfordern. Fragt euch, wie ihr die Technologie integrieren und so zu einer neuen Superpower finden könnt.
- Findet jemanden, der Trends und Entwicklungen im Bereich KI dicht verfolgt. Je besser ihr Funktionsweisen, Stärken und Schwächen und Integrationsmöglichkeiten solcher Tools einschätzen könnt, desto besser seid ihr auf Risiken vorbereitet, die Künstliche Intelligenz mit sich bringen kann – und werdet gleichzeitig Vorteile nutzen.
«Der wahre Wert der generativen KI wird darin liegen, menschliches Potenzial freizusetzen, Aufgaben anders zu erledigen bzw. sich Anspruchsvollerem zu widmen.
Behaltet diesen Gedanken als Gründer:innen im Hinterkopf! Er wird unerwünschten Überraschungen entgegenwirken, während ihr die Vorteile neuer Technologien nutzt.»
Je mehr KI an Bedeutung gewinnt, desto mehr gilt es, neue Kundenbedürfnisse (und die eures Unternehmens) eng zu begleiten. Kürzlich hiess es im Harvard Business Review: "Der wahre Wert der generativen KI wird darin liegen, menschliches Potenzial freizusetzen, Aufgaben anders zu erledigen bzw. sich Anspruchsvollerem zu widmen.» Behaltet diesen Gedanken als Gründer:innen im Hinterkopf! Er wird unerwünschten Überraschungen entgegenwirken, während ihr die Vorteile neuer Technologien nutzt.
Lasst eure Kunden nicht aus dem Blick. Niemals! Bleibt dran und fragt euch immer wieder: "Wie kann ich für meine Nutzer:innen, die für meine Lösung zahlen, relevant bleiben? Wie entwickeln sich Kundenbedürfnisse in einer Welt, in der KI einen beträchtlichen Fuß in die Tür bekommt? Und: Wie kann ich sicherstellen, dass der Wert, den ich meinen Kunden liefere, immer noch vorhanden ist - unabhängig davon, welche Technologie ihn liefert?