Bewerbungsgespräch | Sei dein bestes Selbst
Karrieretipps Bewerbungsgespräch | Sei dein bestes Selbst
Corinna Fröschke 21. Februar 2020 Bewerbungsunterlagen, Motivation, Produktivität, Telefoninterview, Vorbereitung
Du bist aufgeregt. Du stehst kurz vor einem Bewerbungsgespräch und du bittest nochmal reihum Freunde, Kollegen, deine Familie um Tipps. Ich möchte wetten, recht viele sagen «Sei einfach du selbst». Dieses Selbst möchte ich etwas schärfen und sagen «Sei dein bestes Selbst».

Dein bestes Selbst | Was ist das?

Ich würde es als die beste Tagesform bezeichnen, die du in der Lage bist abzurufen. Ich vergleiche das mit Jogging. Manchmal laufe ich los und komme mir vor wie eine alte Omma, schnaufe und habe schwere Beine und komme gefühlt nicht vom Fleck. An einem anderen Tag fühlt es sich an wie fliegen. Allerdings verbindet beide Tage der folgende Aspekt: Ich habe es versucht und mein Bestes gegeben.

Dein Bestes geben

Dazu gehört für mich, dass du dich auf dein Bewerbungsgespräch vorbereitest. Klicke dich durch das www, lerne deinen potentiell neuen Arbeitgeber kennen. Beschäftige dich mit Fragen und Antworten. Überleg dir, was du anziehst. Plane genug Zeit ein, um nicht gehetzt oder gar zu spät zu kommen. Sitze aufrecht, sei zugewandt, stelle Fragen, lächle, zeig konstruktiv und wertschätzend deinen Standpunkt. All das sind Dinge, durch die du dein Bestes gibst. Mehr liegt letztlich nicht in deiner Macht. Ein Bewerbungsgespräch ernst nehmen, sich darauf einstellen und sich bestmöglich zu präsentieren ist alles was du tun kannst. Es garantiert dir aber dennoch keine Zusage.

Exkurs | Manchmal passt es nicht

Hier möchte ich anmerken, dass Absagen nicht zwingend etwas mit dir zu tun haben müssen. Manchmal suchen Firmen und Teams einfach nach einer anderen Persönlichkeit als du sie mitbringst. Mein Team hat z.B. einer Bewerberin abgesagt weil sie ihnen zu ähnlich war und sie bewusst mehr Diversität suchten. Das schmälert aber nicht die Skills und Erfahrungen oder – das beste Selbst – dieser Kandidatin. Es hat einfach nicht gepasst.

Sei du selbst | Nahezu unmöglich

Zurück zu dem Rat deiner Freunde «Sei du selbst». Es ist gut gemeint und grundsätzlich nicht verkehrt, aber ich behaupte, dass es dir nahezu unmöglich ist, unter Druck «du selbst zu sein». Nicht wenige von uns versetzt ein Bewerbungsgespräch in Stress, das Herz klopft bis zum Hals, wir suchen nach (richtigen) Antworten. All das bist mitnichten du selbst. Wäre das dein Grundzustand, stündest du permanent vor dem Kollaps. Wie ungesund!

Du kannst dich also in einem Bewerbungsgespräch runterkochen, bleibst aber irgendwie doch eine aufgeregte Facette deiner Selbst.

Bleib authentisch

Zu meinem besten Selbst gehört Authentizität. Ich zum Beispiel bemühe mich in Gesprächen, mich spürbar zu machen. Wie geht das? Indem ich Emotionen preisgebe. Wenn ich also in ein Bewerbungsgespräch gehe und jemand fragt, wie es mir geht, könnte ich sagen: «Ich bin aufgeregt. Haben Sie vielleicht gemerkt, meine Hände sind etwas klamm.» Nervosität ist zutiefst menschlich und es zeigt, dass ich das Bewerbungsgespräch ernst nehme. Die Allermeisten werden das als sympathisch empfinden weil es authentisch ist, und sie Aufregung kennen. Wir machen uns nahbar wenn wir Gefühle (mit-) teilen. Ich persönlich erlebe dieses Teilen als Icebreaker und empfehle es.

Und wenn du mir nun entgegnest: "Ja, aber wenn ich Aufregung offenbare, halten sie mich ggf. für nicht stressresitent." - dann möcht ich dir sagen: Du hast im Gespräch die Chance, mit deinem besten Selbst zu zeigen, dass Souveränität ebenso zu dir gehört.

 

Dein bestes Selbst | Aktiv Zuhören

Was ich auch zum besten Selbst zählen würde, ist aktives Zuhören und nachfragen. Ehrliches Interesse ist unbezahlbar. Hör hin, nimm Geschichten und Fragen auf, interessiere dich. Jeder von uns schätzt es, wenn sich andere für uns interessieren. Warum sollte das bei deinem Rekruter anders sein? Wer zuhört, hat es übrigens leichter im Gespräch, denn aktives Zuhören bietet ganz automatisch Anknüpfungspunkte, über die man easy weiterreden kann. Ich erinnere mich gut, dass ich in meinem letzten Bewerbungsgespräch selbst so viele Fragen gestellt habe, dass es danach hiess «Corinna, wir müssen dich nochmal anrufen. Wir sind unsere Fragen an dich gar nicht losgeworden.»

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