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Karrieretipps
Nida Temaj 9. Juli 2025 Job + Karriere, Produktivität, Personal Branding
In einer Welt mit flachen Hierarchien, globalen Teams und ständigen Veränderungen wird Networking oft als das Karrierewundermittel schlechthin gefeiert. Wer sich ein berufliches Netzwerk aufbaut, kann auf Unterstützung, Informationen und neue Chancen hoffen. So das gängige Narrativ. Doch funktioniert Networking wirklich für alle gleich gut?
Was ist eigentlich Networking?

Eine Studie von Volmer et al. (2019) zeigt: Es kommt darauf an, vor allem auf unsere persönliche Motivation. Networking bedeutet mehr als nur Visitenkarten austauschen oder LinkedIn-Kontakte sammeln. Es ist ein zielgerichtetes Verhalten, bei dem Menschen aktiv Beziehungen aufbauen, pflegen und nutzen, um ihre beruflichen Ziele zu unterstützen. In Zeiten, in denen klassische Karrierewege seltener werden, wird Selbstmanagement der eigenen Laufbahn immer wichtiger und damit auch Networking.

Networking = bessere Leistung?

Die Forschenden untersuchten in einer Tagebuchstudie, ob tägliches Networking die Arbeitsleistung beeinflusst. Die Idee: Wer sich regelmässig mit anderen austauscht, erhält schneller Hilfe, spart Zeit und kommt besser voran. Die Hypothese war also: Tägliches Networking steigert die Tagesleistung.

Die Ergebnisse? Nicht eindeutig. Zwar ist der Zugang zu Informationen und Unterstützung theoretisch hilfreich, aber Networking kostet auch Zeit und Energie. Für manche kann das sogar kontraproduktiv sein, wenn es sie von der eigentlichen Arbeit abhält.

Optimistischer durch Networking?

Anders sieht es beim Thema Karriereoptimismus aus. Wer regelmässig netzwerkt, hat häufiger das Gefühl, dass die eigene berufliche Zukunft positiv verläuft. Warum? Networking vermittelt Nähe, Unterstützung und Zugang zu informellen Informationen. Das sind alles Faktoren, die das Selbstvertrauen stärken und Mut machen. Auch hier zeigte sich jedoch: Nicht alle profitieren gleich stark.

Der unterschätzte Faktor: Deine innere Motivation

Der entscheidende Punkt in der Studie war das sogenannte Affiliationsmotiv: Wie es in McClellands (1987) Motivationstheorie beschrieben wird, bezeichnet es das grundlegende Bedürfnis des Menschen nach sozialer Zugehörigkeit und positiven Beziehungen zu anderen. Wer dieses Bedürfnis stark ausgeprägt hat, sucht aktiv soziale Bindungen, fühlt sich wohl im Kontakt mit anderen und schöpft Energie aus diesen Begegnungen.

Die Studie zeigt: Nur Menschen mit hohem Affiliationsmotiv profitieren wirklich vom täglichen Networking. Sie erleben mehr Karriereoptimismus und bessere Tagesleistungen.

Wer hingegen wenig Bedürfnis nach sozialer Nähe hat, empfindet Networking eher als anstrengend oder sogar störend und das kann sich negativ auf die Leistung auswirken. Für diese Personen ist Networking keine Energiequelle, sondern ein zusätzlicher Stressfaktor.

Was bedeutet das für dich?

Networking ist kein Allheilmittel. Die wichtigste Erkenntnis: Lerne dich selbst kennen.

  • Bist du gerne unter Menschen und macht dir der Austausch Spass? 
  • Fühlst du dich nach einem Netzwerktreffen energiegeladen oder eher ausgelaugt? 

Wenn du feststellst, dass Networking nicht deinem Naturell entspricht, heisst das nicht, dass du beruflich auf der Strecke bleibst. Es gibt andere Wege, sichtbar und erfolgreich zu werden z. B. durch fachliche Exzellenz, durch digitale Präsenz oder durch Rollen, in denen du automatisch viele Kontakte hast (z. B. Projektverantwortung, Schnittstellenfunktionen).

Networking: Ja, aber typgerecht!

Nicht jede:r muss zum Netzwerker oder zur Netzwerkerin werden. Stattdessen gilt: Networking sollte zu deiner Persönlichkeit passen. Nur dann entfaltet es sein volles Potenzial, für deine Leistung, deinen Optimismus und deine Karriere. 

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