Wenn wir wissen, was auf uns zukommt, fühlen wir uns sicher. Studien aus der Neuropsychologie zeigen, dass Ungewissheit messbare und belastende Auswirkungen auf das Gehirn hat – sie aktiviert Stressreaktionen, ähnlich wie bei realen Gefahren. Chronischer Stress und Ungewissheit hemmen den präfrontalen Kortex, der zuständig für Planung und Problemlösung ist. Das erschwert klares Denken und zielgerichtetes Handeln erheblich.
Steven C. Hayes, Begründer der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), betont: Nicht das Vermeiden, sondern das bewusste Annehmen unangenehmer Gefühle ist der Schlüssel zu mehr psychischer Flexibilität. Unsicherheit wird dadurch nicht weniger, aber unser Umgang mit ihr wird souveräner.
Tipp: Versuche, unangenehme Gefühle zu beobachten, ohne sie zu bewerten. Indem du ihnen Raum gibst, statt gegen sie anzukämpfen, kannst du deine innere Ruhe bewahren.
Ein bewährter Ansatz stammt vom Psychologen Julian Rotter: das Konzept der Kontrollüberzeugung (englisch: Locus of Control). Menschen mit einem sogenannten "internen Kontrollfokus", also dem Gefühl, durch ihr Handeln etwas beeinflussen zu können, sind widerstandsfähiger gegenüber Stress. Sie konzentrieren sich auf das, was sie selbst tun können, statt auf das, was ausserhalb ihrer Kontrolle liegt.
Tipp: Mach dir eine Zwei-Spalten-Liste: Was kann ich beeinflussen? / Was nicht? – und setze deinen Fokus konsequent auf die erste Spalte.
Oft lähmt uns Unsicherheit, weil wir glauben, sofort die perfekte Lösung finden zu müssen. Dabei ist Fortschritt selten geradlinig. Die Verhaltenspsychologie zeigt: Schon kleine Handlungen in Richtung eines Ziels verringern das Gefühl von Ohnmacht und fördern Selbstwirksamkeit.
Tipp: Frag dich: Was ist der nächste machbare Schritt? Nicht: Wie löse ich das Ganze sofort?
Wie Jamie Holmes in seinem Buch Nonsense: The Power of Not Knowing schreibt: "Not knowing doesn’t leave us without a compass, in some relativist nether land. Owning our uncertainty makes us kinder, more creative, and more alive." Unsicherheit muss uns nicht orientierungslos machen. Im Gegenteil: Wenn wir lernen, unsere Unsicherheit zu akzeptieren, werden wir kreativer, einfühlsamer und lebendiger.“
Die Bereitschaft, in Unsicherheit zu handeln, statt auf sichere Antworten zu warten, fördert Kreativität und ermöglicht es uns, neue Lösungen zu finden. In einer Arbeitswelt, die sich ständig verändert, ist diese Fähigkeit besonders wertvoll, weil sie uns erlaubt, flexibel zu bleiben und uns an neue Herausforderungen anzupassen.
Tipp: Übe dich in Neugier, indem du Fragen stellst, Menschen mit anderen Blickwinkeln zuhörst oder neue Dinge ausprobierst. So wird Unsicherheit eine Quelle von Inspiration statt von Angst.
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